Eine effektive Finanzkommunikations-Strategie trägt entscheidend zum Erfolg eines Unternehmens bei. Von der Pflege der Investorenbeziehungen bis zur klaren Kommunikation von Geschäftsergebnissen spielen dabei verschiedene Komponenten eine wichtige Rolle. In diesem Beitrag nehmen wir die verschiedenen Aspekte der Investor Relations (IR) genauer unter die Lupe und zeigen, wie sie zusammen den Werkzeugkasten für eine stringente Finanzkommunikation bilden.
Investor Relations ist ein wesentlicher Bestandteil der Kommunikation von börsenkotierten Unternehmen und befasst sich mit der Beziehung zwischen einem Unternehmen und seinen bestehenden und potenziellen Aktionärinnen und Aktionären. Damit soll erstens eine angemessene Unternehmensbewertung an der Börse erreicht werden, die auch längerfristig aufrechterhalten werden kann. Zweitens – respektive als Folge davon – erreicht das entsprechende Unternehmen auch eine Reduktion seiner Kapitalkosten.
Unserer Erfahrung nach haben sich folgende Instrumente und Massahmen bewährt, um dieses Ziel zu erreichen:
- Equity Story: Dieses Argumentationskonzept fast die Darstellung eines Unternehmens mit Blick auf die Informationsbedürfnisse von Investorinnen und Investoren zusammen. Dazu gehören insbesondere das detaillierte Geschäftsmodell (inkl. Risiken), die bedienen Märkte und deren Aussichten, die eigenen Erfolgsfaktoren im Vergleich zu Mitbewerbern, die selbst gesetzten, quantitativen und qualitativen Mittelfristziele, die langfristige Vision, sowie die Zusammensetzung von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung (inkl. bisheriger Erfahrungen und weiterer Mandate). Diese Informationen dienen potenziellen Investoren dazu, das Unternehmen eigenständig zu beurteilen.
- Berichterstattung: Unternehmen, welche an der Schweizer Börse (SIX) kotiert sind, müssen mindestens einen Halbjahresbericht und einen Geschäftsbericht veröffentlichen. Je nach Grösse und Branche der Unternehmen publizieren diese zusätzlich auch Quartalsberichte. Diese Berichte sollten klar strukturiert und einfach verständlich sein. Gerade der Geschäftsbericht wird von kotierten Firmen gerne auch als Marketing-Instrument zur Ansprache von Investoren oder Mitarbeitenden genutzt. Inzwischen ist es üblich, auch die jährliche Nachhaltigkeits-Berichterstattung in den Geschäftsbericht zu inkludieren.
- Medienmitteilungen: Kotierte Unternehmen müssen relevante Ereignisse und Entwicklungen zeitnah kommunizieren, sei es die Bekanntgabe von Fusionen und Übernahmen, wichtigen Verträgen oder Änderungen im Top-Management. Entsprechend sind Medienmitteilungen wichtige Instrumente, um Investorinnen und Investoren auf dem Laufenden zu halten und das Vertrauen in das Unternehmen zu stärken.
- Website: Eine gut gestaltete Investor-Relations-Website ist eine zentrale Anlaufstelle für Investoren, um Informationen über das Unternehmen, Finanzberichte, Präsentationen und Veranstaltungen zu finden. Darüber hinaus sollten Unternehmen regelmässig aktualisierte Investor-Relations-Materialien wie Unternehmenspräsentationen und Factsheets bereitstellen. Weiteres Potenzial besteht unter anderem in Form von Videos mit IR-Fokus. Von der SIX vorgeschrieben ist zudem, dass sich Interessierte auf der Website für Medienmitteilungen einschreiben können.
- Investorenkonferenzen: Anlässlich der Veröffentlichung von Halbjahresbericht und Geschäftsbericht sowie bei wichtigen Ereignissen (Fusion, CEO-Wechsel, o.ä.) ist es empfehlenswert, zusätzlich zur Medienmitteilung auch eine Investorenkonferenz durchzuführen. Diese kann physisch, hybrid oder rein virtuell stattfinden. Solche Konferenzen die Möglichkeit, tagesaktuell und direkt mit Medienschaffenden, Investoren und Analysten zu kommunizieren und vor allem auch zeitnahe deren Fragen zu beantworten.
- Investorentag: Regelmässig durchgeführte Investorentage bieten Unternehmen die Möglichkeit, detaillierte Einblicke in die überarbeitete Geschäftsstrategie, aktuelle Projekte sowie die aktuelle und zukünftige finanzielle Entwicklung (inkl. Guidance) zu geben. Ein solcher Investorentag kann auch unter einem spezifischen (aktuellen) Motto stehen – so kann ein Pharmaunternehmen beispielsweise einen Teilbereich seiner F&E-Entwicklungsprojekte aufzeigen, eine Immobilienfirma ein relevantes neues Gebäude vorstellen oder ein Industriekonzern ein neue eröffneter Standort präsentieren. Ein erfolgreicher Investorentag kann das Interesse potenzieller Investoren wecken und bestehende Investoren ermutigen, ihre Beteiligung zu erhöhen, was letztlich zu einer stabileren und positiveren Aktienkursentwicklung beiträgt.
- Generalversammlung: Die jährlich stattfindende ordentliche Generalversammlung (GV) kann insbesondere für grössere Unternehmen als gute Gelegenheit genutzt werden, den direkten Dialog mit Aktionärinnen und Aktionären zu pflegen. Gerade private Anlegerinnen und Anleger haben so die Möglichkeit, sich einmal pro Jahr mit den Mitgliedern von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung ihres Unternehmens zu unterhalten. Die GV kann zusätzlich auch zur Präsentation neuer Produkte oder Dienstleistungen des Unternehmens dienen.
- IR-Targeting: Ein wichtiger Teil der Aufgaben eines Investor Relations-Teams besteht auch im strategischen Prozess, potenzielle Investoren zu identifizieren, anzusprechen und zu gewinnen, die am besten zur strategischen (und finanziellen) Ausrichtung ihres jeweiligen Unternehmens passen. Damit wird eine stabile, unterstützende Aktionärsbasis aufgebaut. Je nach Branche, Strategie oder auch Dividendenpolitik existieren unterschiedliche «Wunsch-Investoren».
- Thematische Gespräche: Je nach Aktualität bietet es sich an, dass ein Unternehmen den Dialog zu spezifischen Themen sucht. Dies bietet sich etwa an, wenn Aktionärinnen und Aktionäre Bedenken zur Corporate Governance äussern oder weitere Anspruchsgruppen spezifische Informationsanliegen zu den Nachhaltigkeits-Aktivitäten oder zum Salärmodell für Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungs-Mitglieder der entsprechenden Firma haben. Auch im Falle einer Krise oder einer Transaktion – zum Beispiel eine freundliche oder feindliche Übernahme eines anderen Unternehmens – empfiehlt sich der direkte Austausch mit Investoren.
- CEO-Dinner: Für langjährige Aktionäre sowie Investoren mit relevanten Aktienpaketen empfiehlt sich zusätzlich das Format des CEO-Dinners, quasi eine Roadshow im kleinen und informellen Rahmen. Geeignet ist ein solcher Anlass zum Beispiel für die Vorstellung einer/eines neuen CEO oder CFO. Selbstverständlich kommen auch bei einem solchen eher persönlichen Austausch die Regeln der Schweizer Börse (SIX) zum Tragens, welche die Gleichbehandlung aller Aktionärinnen und Aktionäre des Unternehmens vorschreibt.
- Digitale Medien: Social-Media-Plattformen und weitere digitale Kanäle bieten Unternehmen ebenfalls die Möglichkeit, aktuelle Nachrichten zu veröffentlichen und so ihre Reichweite zu erhöhen.
Eine umfassende Finanzkommunikationsstrategie trägt dazu bei, das Vertrauen der Investoren zu stärken, die Reputation des Unternehmens zu fördern und den langfristigen Geschäftserfolg sowie eine adäquate Bewertung zu sichern.