Quartalsberichte – wertvolle Transparenz oder „Not good!!!“ wie Donald Trump meint?

16.10.2025

 

Administrative Aufwände und Pflichten sind dem US-Präsidenten Donald Trump ein Dorn im Auge. Oder, wie er jüngst mit Bezug auf die Pflicht zur Quartalsberichterstattung zusammenfasste: „Not good!!!“

So ist nun das Quartalsreporting ein breit diskutiertes Thema. Auf Truth Social liess Trump verlauten, dass Quartalsberichte für börsenkotierte US-Unternehmen abgeschafft gehörten. Unternehmen sollen nur noch halbjährlich rapportieren, sodass das Management fortan Zeit für eine anständige Führung und einen langfristigen Blick habe.

Was ist dran an diesem Vorstoss, der auf den ersten Blick durchaus Sinn macht? Schliesslich profitieren Unternehmen von allen Erleichterungen und einer reduzierten Bürokratie. Macht für Schweizer Unternehmen, welche quartalsweise berichten, eine Praxisänderung Sinn?

Weniger Aufwand…

Die Argumente für eine halbjährliche Berichterstattung liegen auf der Hand:

  • Quartalsberichte verschlingen Zeit und damit Geld. Gerade bei US-typischen inhaltlich streng genormten Filings ist der Aufwand gross.
  • Gleichzeitig sind mit einem Quartalsbericht meist weitere Aktivitäten verbunden, welche die Organisation herausfordern. Dazu gehören zeitgleiche Webcasts, Investorengespräche und Roadshows oder auch Townhalls mit den dazu gehörenden Vorbereitungen der Präsentationen, Q&As und Trainings – immer auf die entsprechende Zielgruppe abgestimmt und perfektioniert.
  • Die Ergebnisse sollen den Markt überzeugen. Dies kann dazu führen, dass der Fokus des Managements weg von der langfristigen Strategie hin zu diesen drei Monaten geleitet wird. CEOs und CFOs wird gerne kurzfristiges, opportunistisches Handeln vorgeworfen.

… weniger Transparenz

Es spricht auch einiges für die Quartalsberichterstattung:

  • Wer nur zweimal jährlich Zahlen publiziert, tritt medial und gegenüber Investoren weniger in Erscheinung. Gerade kleinere und mittleren Unternehmen, die nur selten über Produktneuheiten oder andere Neuigkeiten berichten können, können so am Markt ins Abseits geraten.
  • Ebenso könnten Informationsasymmetrien zum Nachteil von kleineren Investoren entstehen, indem der längere Abstand zwischen den Reports zu grösseren Chancen für Insider führt.
  • Damit eng verbunden ist eine höhere Nachfrage nach Einzelgesprächen von institutionellen Anlegern oder Fundamentalanalysten, um die grossen Abstände zwischen den Berichten zu überbrücken. Der Aufwand für solche Einzelgespräche könnte am Ende grösser sein.
  • Wer lange schweigt, überlässt das Feld anderen. Die Wahrnehmung am Markt könnte dadurch leiden. Gerade in Krisenzeiten und Spezialsituationen, wo Vertrauen durch Transparenz und (quartalsweise) Performance aufgebaut werden soll, kommt es damit zu einer Informationslücke.
  • Gewisse Sektoren wie etwa die Finanzindustrie verlangen naturgemäss nach mehr Transparenz. Dies sollte nicht ausser Acht gelassen werden.

Das Praxisbeispiel UK zur langfristigen Ausrichtung des Managements

Ein Praxisbeispiel liefert Grossbritannien. Dort wurde die Pflicht zur Quartalsberichterstattung 2014 abgeschafft. Wie James Mackintosh, Marktkolumnist des Wallstreet Journals, jüngst in einem Artikel darlegte, zeigten Studien, dass Unternehmen, die auf halbjährliche Reports umstellten, kein stärkeres Langfristdenken entwickelten. Investitionen und Forschungsausgaben blieben unverändert. Dies untergrabe eines der Hauptargumente gegen die Quartalsberichterstattung, kommentierte auch MIT-Dozent und Ex-Fundmanager Robert Pozen im gleichen Artikel.

Auch die aktuelle Lage zeige, dass weniger Berichte nicht automatisch mehr Langfristigkeit bedeuteten. Big Tech investiere derzeit hunderte Milliarden in die künstliche Intelligenz, trotz Quartalsdruck. Auch Big Oil baue weiterhin Milliardenprojekte, obwohl es quartalsweise rapportiere.

Die Vorstellung, mit Halbjahresberichten werde automatisch eine langfristige Perspektive gefördert, darf bezweifelt werden. Wirklich langfristig hiesse über drei, fünf oder sogar zehn Jahre zu denken. Das halbjährliche Reporting kann da nicht allzu viel beisteuern. Transparenz hingegen schon.

Schweizer Lösung als pragmatischer Mittelweg und Empfehlung

An der SIX Swiss Exchange sind nur Halbjahresberichte gefordert. Viele Unternehmen, auch ohne Kotierung in den USA, setzen auf eine Zwischenlösung, die sich auf die quartalsweise Berichterstattung abstützt. Sie melden zum 1. und 3. Quartal keinen vollständigen Abschluss, sondern etwa die Segmentumsätze oder die Auftragseingänge. Bei dieser Gelegenheit können zudem Guidance-Updates bestätigt oder der Stand wichtiger Projekte kommentiert werden. Für wesentliche Ereignisse wie negative oder positive Gewinnwarnungen und Akquisitionen greift die Ad-hoc-Publizität. Damit bieten Unternehmen Investoren regelmässig Orientierung, ohne den vollen Aufwand vierteljährlicher Abschlüsse zu haben.

Wenn Quartalsberichte an den US-Börsen für Schweizer Firmen nicht mehr verpflichtend sind, dann empfehlen wir oben genannte Kombination als Alternative. Sie schafft die nötige Transparenz und wahrt ein gutes Mass an Flexibilität. Gerade für bei Firmen, die weniger exponiert sind, wo aber hohe Transparenz verlangt wird oder deren Aktionariat US-amerikanische Berichtsstandards gewohnt ist.

 

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